Liebe Leser:innen,
der 8. März wird seit 1921 Internationaler Frauentag, Frauentag oder auch Frauenkampftag genannt. Letzterer Titel gefällt mir persönlich am besten, denn es geht schon lange nicht mehr darum zu warten, bis sich patriarchale Strukturen, ungleiche Bezahlung und Behandlung, Gewalt, Femizide und Ungerechtigkeiten wie von Zauberhand auflösen. Diskriminierungsfreie Räume müssen geschaffen und strukturelle Gewalt benannt und verurteilt werden. Das Motto der UN für den Weltfrauentag 2022 lautet „Break the Bias“, also „Stoppt die Voreingenommenheit“.
Stereotypen und toxische Haltungen gegenüber Frauen und Mädchen, Ansprüche, wie Frauen zu sein haben, und eine vermeintliche Deutungshoheit über den Begriff der Weiblichkeit führen dazu, dass durch Voreingenommenheit Menschenrechte verletzt werden.
Das Frauen- und Familienzentrum ist seit 1996 in der Beseitigung von Diskriminierung von Frauen aktiv. Der doppelten Benachteiligung als HIV-positive Frauen setzen wir ein starkes Zeichen entgegen: Empowerment, Selbsthilfe und Vernetzung auf allen Ebenen ermöglichen die Entwicklung eigener positiver Strategien, um ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben zu führen. Und das ist leider auch 2022 noch nicht selbstverständlich.
Zum Beispiel wird Frauen auch heute noch gerade in medizinischen Systemen Sexualität abgesprochen. Das führt zum Teil zu grotesken Situationen: Trotz offensichtlicher Symptome wird Frauen kein HIV-Test angeboten, weil sie ja womöglich über 50 Jahre alt sind, also keinen Sex mehr haben.
Frauen trauen sich nicht, nach der PrEP zu fragen, weil sie sich nicht dem „Verdacht auf Promiskuität“ aussetzen wollen. (Bei Männern heißt das übrigens eher „toller Hecht“.)
Wird eine HIV-Infektion diagnostiziert, erfolgt oft ein Blaming im Sinne von „Wie kann Dir das denn heute noch passieren? Selbst schuld!“ Scham, Schuld und Isolation sind dann häufig die Folgen dieser Zuschreibungen.
Im Frauen- und Familienzentrum finden alle Menschen, die sich als Frauen definieren, ihren Platz: Frauen mit Kindern, Singles, Drogenkonsument:innen, Frauen mit Flucht- und Migrationsgeschichten und Frauen aus noch anderen Lebenswelten treffen sich, tauschen sich aus, gestalten Freizeit miteinander und stärken sich gegenseitig! Diese praktische Umsetzung des UN-Mottos des diesjährigen Frauenkampftags „Break the Bias“ ist also eine gut gepflegte Tradition des Frauen- und Familienzentrums!
Es bleibt immer noch viel zu tun! Sie können gewiss sein, dass das Frauen- und Familienzentrum weiter aufmerksam, parteilich und kompetent daran arbeitet, die Situation von Frauen mit und ohne HIV jenseits von dogmatischen Diskussionen zu verbessern!
Ich nutze die Gelegenheit, mich gleichzeitig von Ihnen zu verabschieden. Nach vielen Jahren Aidshilfe Köln zieht es mich zu anderen Aufgaben. Ich bedanke mich bei Ihnen, den Unterstützer:innen, Ehrenamtlichen und Interessierten sehr herzlich für die tolle Zusammenarbeit. Natürlich bleibe ich der Aidshilfe und dem Frauen- und Familienzentrum, den wunderbaren Kolleg:innen, den Ehrenamtlichen und den vielen Menschen, denen ich begegnen durfte, verbunden.
Herzliche Grüße,
Michaela Diers
ALLGEMEIN
Medikamenten-Spendenaufruf für die antiretrovirale Therapie ukrainischer Menschen, die mit HIV leben
Die Deutsche Aidshilfe, die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter und die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) rufen gemeinsam zu Spenden von Medikamenten für die antiretrovirale Therapie für ukrainische Menschen, die mit HIV leben, auf.
Die drei Organisationen weisen darauf hin, dass der russische Krieg in der Ukraine sich auch umgehend auf die Versorgung von Menschen, die mit HIV in der Ukraine leben, auswirkt – sowohl was die allgemeine medizinische Versorgung angeht als auch die Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten.
Die Deutsche AIDS-Gesellschaft befindet sich im täglichen Austausch mit den Kolleg:innen in der Ukraine und im Nachbarland Polen.
Auch wenn alle Migrant:innen eine medizinische Versorgung im polnischen Gesundheitssystem zugesagt bekommen haben, ist mit Medikamentenengpässen zu rechnen.
Zurzeit scheinen die Bestände der nicht-antiretroviralen Medikamente ausreichend zu sein – sowohl in Polen als auch für die Hilfskonvois für die Ukraine. Daher rufen die drei Organisationen dazu auf, nicht mehr benötigte Medikamente der antiretroviralen Therapie zu spenden.
Diese werden dann gesammelt an die Polnische AIDS-Gesellschaft geschickt, die dann vor Ort und flexibel, je nach Bedarf, die weitere Verteilung übernehmen wird.
Den Aufruf findet Ihr hier (PDF). Wenn Ihr Medikamente spenden könnt, wendet Euch bitte mit einer entsprechenden Meldung per E-Mail an die Geschäftsstelle der DAIG.
Weitere Informationen über Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine findet Ihr auf der Seite der Deutschen Aidshilfe.
Alexander Wehrle besucht vor seinem Abschied die Aidshilfe
Kurz vor seinem Abschied beim 1. FC Köln hat Alexander Wehrle es sich nicht nehmen lassen, die neuen Räume der Aidshilfe Köln anzuschauen. Vielen Dank für den interessanten Austausch und den Einsatz in den letzten neun Jahren, den #effzeh in der Stadtgesellschaft auch beim Thema Diversität zu positionieren. Weil Alexander den Verein verlässt, bedeutet dies nicht, dass der 1. FC Köln in Zukunft keinen CSD-Auftritt oder Diversity-Spieltag haben wird. Dafür wird die Stiftung des Vereins sorgen, so Alexanders Versprechen zum Abschied. Wir wünschen viel Glück in der Heimat und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen beim COME-TOGETHER-CUP im Mai.
„Hoch die Tassen auf den neuen Standort“ der Aidshilfe Köln
So hieß es beim Besuch von Dirk Meyer, Referatsleiter „Sexuelle Gesundheit und Prävention von HIV und anderen STI“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Neben der Besichtigung der Räume mit ihren unterschiedlichen Angeboten, wie z. B. dem Frauen- und Familienzentrum, dem Checkpoint, der Beratung und Betreuung, stand auch der Austausch zu bewährten Projekten und neuen Ideen im Vordergrund. Dirk Meyer, u. a. verantwortlich für die bundesweite Kampagne Liebesleben – Es ist deins. Schütze es., lobte den neuen Standort, der in Kombination mit dem bald öffnenden Café-Betrieb auch neue Chancen für das Ehrenamt und die Selbsthilfe bietet.
Podcast „Eine Stunde Liebe“ – Thema Chemsex
Abends trifft man Till regelmäßig am Empfang des Checkpoints, dort ist er ehrenamtlich aktiv. Im Alltag ist er als Journalist und Podcaster unterwegs. Seine neueste Folge von „Eine Stunde Liebe“ befasst sich mit dem Thema Chemsex. Raphael, Melanie und Norbert erzählen davon, wie sie in die Szene der Chemsex-Partys rein- und wie sie wieder rausgekommen sind. Für Hilfe oder Beratungsbedarf sind wir da. Die Aidshilfe hat auch diverse Beratungsmöglichkeiten zum Thema Chemsex. Mehr dazu hier.
Deutsche AIDS-Stiftung übernimmt Überbrückungsleistungen
Die Kriegsbilder aus der Ukraine erschüttern von Tag zu Tag mehr. Inzwischen kommen auch immer mehr Menschen auf ihrer Flucht in Deutschland an. Für HIV-positive Menschen ist es wichtig, dass ihre antiretrovirale Therapie nicht unterbrochen bzw. schnell wiederaufgenommen wird.
Die Deutsche AIDS-Stiftung hat bereits Informationen erhalten, dass HIV-positive geflüchtete Menschen auch an Aids-Beratungsstellen verwiesen werden. Daher sollen Aidshilfen unterstützt werden, um diesen Menschen möglichst schnell zu helfen und eine medizinische Erstversorgung sicherzustellen.
Die Deutsche AIDS-Stiftung stellt Finanzmittel bereit, damit wir z. B. notwendige Dolmetscherdienste, die Kosten der HIV-Therapie und eventuell damit zusammenhängende weitere Medikamentenkosten tragen können. Diese Hilfe kann die Deutsche AIDS-Stiftung als Überbrückungsleistung übernehmen bis die geflüchteten Menschen Zugang zur staatlichen Gesundheitsversorgung erhalten haben. Weitere Hinweise sowie das Antragsformular finden Sie hier.
Drehorgel Simon spendet für neuen Mittagstisch
Ob bei Balkonkonzerten, in Pflegeeinrichtungen, auf dem Wochenmarkt, im Karneval, auf der Einkaufsstraße oder für die Flutopfer in Euskirchen: Drehorgel Simon versucht den Menschen in der schweren Zeit etwas Freude zu bereiten.
In der Coronazeit hat Drehorgel Simon sein perfektes Hobby und Ausgleich zum stressigen Berufsalltag als Pflegedienstleitung und Hygiene- & Sicherheitsbeauftragter in der Residenz am Dom gefunden. Seitdem ist er überall unterwegs und spendet auch immer wieder einen Teil seiner Einnahmen. Als ehemaliger Mitarbeiter vom Regenbogencafé HIVissimo spendet er seine Einnahmen vom Welt-Aids-Tag natürlich für den zukünftigen Mittagstisch. „Wenn das Café fertig ist, komme ich noch mal mit meiner Drehorgel vorbei und spiele den Gästen etwas vor“, so Drehorgel Simon bei der Spendenübergabe an Vorstand Jacob Hösl.
TERMINE
POSITIVER RAUM Informationsveranstaltungen für Menschen mit HIV
Alle HIV-positiven Menschen können sich in den interaktiven Veranstaltungen zu HIV und verwandten Themen informieren, aber auch untereinander austauschen, vernetzen und gegenseitig unterstützen. Die Veranstaltungen sind kostenfrei und ein kleiner Imbiss steht bereit. Alle Veranstaltungen finden in der Zeit von 18:30 bis 21 Uhr in der Aidshilfe Köln statt. Referent: Bernd Vielhaber, Medizinjournalist
Moderation: Birgit Körbel, Dipl. Sozialpädagogin
Eine verbindliche Anmeldung ist nötig via: koerbel@aidshilfe-koeln.de
9. Mai: HIV und Depressionen
Woran erkennt man eine Depression und wie kann sie derzeit behandelt werden? Das HI-Virus selbst oder psychische Ursachen (Einsamkeit, Isolation, Stigmatisierung) sind häufig Auslöser für Depressionen und führen zu einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes und erhöhen so das Sterberisiko.
13. Juni: HIV, Sex und Moral
HIV-Positive sind in den Augen der Gesellschaft oftmals „selbst schuld“, dass sie sich infiziert haben und dafür verantwortlich, das Virus beim Sex nicht weiterzugeben. Wie gehen wir damit um? In welchen Situationen produzieren wir im Zusammenhang mit HIV und Sexualität selbst Moral und stellen an uns selbst und andere Positive moralische Forderungen?
11. Juli: Stigma / Selbststigma
Warum werden Krankheiten – und in der Folge Menschen, die daran erkrankt sind – moralisch bewertet? Vor allem bei HIV. Welche Funktion hat diese Abwertung für die Gesellschaft? Wie weit und an welchen Stellen stigmatisiere ich mich selbst oder andere Menschen mit HIV und Aids? Wie wirkt sich das (Selbst)Stigma auf meine Gesundheit und mein Leben aus? Welche Möglichkeiten habe ich, das Stigma zu managen?
Infoabend
Für alle Interessierten an einer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Aidshilfe Köln findet am 25. März von 19 bis 21 Uhr ein Infoabend statt. Hier werden die verschiedenen Einsatzgebiete vorgestellt. Fragen und Anregungen bitte an: qz-ehrenamt@aidshilfe-koeln.de
Wann: Freitag, 25. März, 19 Uhr
Ort: Aidshilfe Köln, Pipinstraße 7, 50667 Köln
Schwimmen im Agrippabad
Jeden Dienstag (außer an Feiertagen) treffen sich Menschen mit HIV um 18 Uhr zum gemeinsamen Schwimmen im Agrippabad. Die Badezeit beträgt ca. 2,5 Stunden. Hartmut Kleinlosen empfängt Euch im Foyer um 17:55 Uhr. Der Eigenanteil pro Schwimmer:in beträgt 1,- €. Falls vorhanden, bitte an den Schwerbehindertenausweis denken. Bei Vorlage eines Schwerbehindertenausweises mit dem Merkzeichen „B“ erhält die Begleitperson freien Eintritt ins Bad.
Anmeldung über DIVHA Köln oder über E-Mail.
Ort: Agrippabad, Kämmergasse 1, 50676 Köln
Termin: Jeden Dienstag um 18 Uhr
STETIGE ANGEBOTE
SPENDEN
Jede Spende hilft!
Jede Spende ermöglicht uns, die Angebote und Projekte der Aidshilfe Köln aufrechtzuerhalten. Für viele unserer Angebote erhalten wir Förderungen durch die öffentliche Hand. Diese reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die Arbeit zu finanzieren. Über 300.000 Euro müssen wir jährlich für unsere Projekte aus eigenen Kräften aufbringen – durch Spenden.
Spendenkonto
Aidshilfe Köln
Bank für Sozialwirtschaft
DE51 3702 0500 0007 0160 00
SWIFT-BIC: BFSWDE33XXX
Verantwortlich für den Inhalt: Erik Sauer und Benjamin Scholz
Das komplette Impressum der Aidshilfe Köln und Lebenshaus-Stiftung einsehen.