(Köln, den 23. April 2021) Auf Missstände aufmerksam machen, dafür auf die Straße zu gehen und für Solidarität zu werben, ist unter den aktuellen Begebenheiten seit über einem Jahr alles andere als leicht. Dem Kölner Kollektiv „Colours of Change“ ist dies dennoch eindrucksvoll gelungen. Es besteht aus Gianni Jovanovic, Ibrahim Willeke und Anbid Zaman. Sie haben im Rahmen des letztjährigen CSD-Wochenendes auch unter dem Eindruck der Black Lives Matter Bewegung nicht nur das Kollektiv „Colours of Change“ ins Leben gerufen, sondern innerhalb von nur zwei Wochen eine Kundgebung auf dem Rudolfplatz mit dem Ziel organisiert, auf die Mehrfachdiskriminierung von queeren People of Colour (PoC) hinzuweisen und die LGBTIQ*-Community zur Solidarität aufzurufen. Aus diesem Grund zeichnen die Aidshilfe Köln und der Checkpoint das Kollektiv mit dem funkelnden Dankeschön aus.

Selten, wahrscheinlich noch nie, hatten queere People of Colour solch einen Rahmen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. In einem dreistündigen Programm traten PoC-Mitglieder der LGBTIQ*-Community vor rund 500 Menschen auf. Zu ihnen gehörten unter anderem Autorin Alice Hasters, Journalistin Oyindamola Alashe, das Tanzkollektiv House of Saint Laurent & Friends, Sänger Voba und Spoken Word Artist Lysania.

„Solch eine Veranstaltung unter verschärften Corona-Schutzbestimmungen auf die Beine gestellt zu haben, verdient einfach das funkelnde Dankeschön. Mit der Auszeichnung wollen wir das Kollektiv noch einmal in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, damit auch in Zukunft die wichtige Arbeit von Colours of Change fortgeführt werden kann, mehr Unterstützung erfährt und ein fester Bestandteil in der Kölner Community wird“, so Elfi Scho-Antwerpes, Vorstand Aidshilfe Köln.

Auch wenn sich die Lebenssituation von queeren Menschen in den letzten Jahren in Deutschland verbessert hat, profitieren jedoch längst nicht alle Mitglieder der Community davon. PoC queere Menschen erleben Mehrfach-Diskriminierung: Sie sind besonders häufig von Belästigung, Ausgrenzung, Demütigung und Gewalt betroffen. Außerdem erfahren sie nicht nur Alltagsrassismus und strukturelle Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft, sondern leider auch in der Queer Community.

„Es ist wichtig, Lebensrealitäten von queeren BIPoC zu respektieren und ihre Teilhabe in der LGTBIQ-Gemeinschaft zu fördern. Wo Diversität gelebt wird, kann einen große Kraft entstehen, die uns effektiv im gemeinsamen Kampf gegen Queerfeindlichkeit und Rassismus stützt“, so Gianni Jovanovic.

„Eine Kundgebung in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, spiegelt unsere Hartnäckigkeit und Entschlossenheit als Schwarze und PoC Queere Menschen wider, über unsere Erfahrungen zu sprechen und zu zeigen, dass wir auch politisch an der Community, in der wir leben, teilhaben können. Diese Auszeichnung ist ein Beweis, dass wir nicht allein sind. Wir haben Verbündete wie die Aidshilfe, die die Schwarze und PoC Queere Gemeinschaft unterstützt, um sichtbar zu sein“, so Ibrahim Willeke.

„Es ist eine große Ehre und Freude für mich, mich für die Verbesserung unserer Community zu engagieren. Ich nehme dieses funkelnde Dankeschön mit großem PRIDE entgegen; bin mir aber auch bewusst, dass wir noch einen laaaaangen Weg vor uns haben. Ich bin optimistisch, dass wir es eines Tages schaffen werden, hoffentlich bald, wenn wir alle darauf hinarbeiten. Ich lebe seit fünf Jahren in Deutschland als schwuler, genderfluider Migrant, farbig und gläubig. So habe ich gemerkt, dass es überall Vorurteile und Diskriminierung gibt. Uns allen sind sie tief eingeprägt, weil wir Teil des Systems sind, das auf Macht und Privilegien aufgebaut ist; das System, das uns lehrt, wie wir agieren und auf Situationen und Menschen reagieren sollen, denen wir begegnen. Es ist wichtig, dass wir sie anerkennen und uns selbst versprechen, dass wir mit unseren Taten vorsichtig sein werden. Damit wir die Community für andere so angenehm machen können, wie wir es uns für uns selbst wünschen“,  so Anbid Zaman.

Auch in diesem Jahr plant das Kollektiv wieder eine Veranstaltung im Rahmen des ColognePrides. Möglicherweise wird dann erneut folgende Performance-Kunst vorgeführt, zu der uns Anbid zum Abschluss der Übergabe mit der Bitte animiert hat, allen Leser:innen diese Zeilen weiterzugeben:

„…Jetzt lade ich Euch ein, Euch zu erlauben, Reue zu zeigen und ein Versprechen zu geben. Ich bitte Euch, den folgenden Text laut zu lesen, der aus meiner Performance-Kunst während der Kundgebung im letzten Jahr stammt:

Mein Name ist……….. (Euer Name). Es gibt Rassismus. Wir alle haben Privilegien und wir haben auch Vorurteile. Wenn ich jemals etwas getan habe, das Menschen verletzt hat, und ich sie diskriminiert habe (wissentlich oder unwissentlich) sowie Vorurteile ihnen gegenüber wegen ihrer Geschlechtsidentität, wegen ihrer Sexualität, wegen ihrer Hautfarbe, wegen ihrer Herkunft, wegen ihres Körpertyps, wegen ihrer Behinderung, wegen ihres Glaubens oder wegen ihrer Religion hatte, tut es mir leid. Ich werde es nicht wieder tun! Und wenn ich jemals wegen meines Rassismus‘, Sexismus‘ usw. konfrontiert werde, werde ich mich nicht verteidigen, sondern fragen, warum die Person so von mir denkt und darüber nachdenken, wie ich mich verbessern kann. Danke schön!…“

Weitere Clips aus dem Vorjahr mit allen Auftritten finden sich hier.

Bis Ende Mai werden die Aidshilfe und der Checkpoint unter dem Motto #WirfürCommunity die Kampagne noch fortführen. Ausgezeichnet werden Menschen oder Organisationen/Gruppen, die während der Pandemie durch besondere Aktionen in Erscheinung treten, „den Laden am Laufen halten“ oder sich für andere Menschen einsetzen. Jede:r kann Vorschläge für eine Auszeichnung mit unserer Brosche einreichen. Einfach eine Mail mit einer kleinen Begründung an wirfuercommunity@aidshilfe-koeln.de schicken.

Pressekontakt

Erik Sauer
Telefon: 0221 / 20203-43
sauer@aidshilfe-koeln.de