(Köln, den 21. Juni 2025) Gemeinsam mit über 100 geladenen Gästen aus der Kölner Stadtgesellschaft, darunter die Kölner OB-Kandidat:innen Torsten Burmester (SPD), Berivan Aymaz (Bündnis 90/Die Grünen) und Markus Greitemann (CDU), hat die Aidshilfe Köln ihr 40-jähriges Jubiläum im Garten des Wasserturm Hotels Köln gefeiert. Bürgermeister Andreas Wolter gratulierte der Aidshilfe und hob die wichtige Rolle in der Stadtgesellschaft hervor: „Ihr seid für viele Menschen in Köln ein Leuchtturm, kämpft gegen Vorurteile, schafft Bewusstsein und helft denen, die keine Lobby haben. Die Herausforderungen werden nicht weniger. Ihr werdet gebraucht – mehr denn je. Und die Stadt Köln steht dabei an eurer Seite.“

Unter dem Motto „Was war und was noch kommt!“ wurde auf die vergangenen vier Jahrzehnte zurückgeblickt, aber auch ein Blick in die Zukunft gewagt. Wo lagen die Herausforderungen in der Vergangenheit, und wo liegen sie in der Zukunft? Ist durch den medizinischen Fortschritt die Arbeit des Vereins nicht schon hinfällig? Provokant gefragt: Braucht es Aidshilfen überhaupt noch? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, waren zwei Talksequenzen mit spannenden Wegbegleiter:innen und Fachleuten besetzt, bevor es zum geselligen Teil der Veranstaltung überging.

Unter anderem blickte Elfi Scho-Antwerpes zurück, wie sie damals das erste Mal mit dem Thema konfrontiert wurde: „Ein Freund von mir ist damals in sehr jungen Jahren an Aids verstorben. Nach außen hieß es aber, er habe Krebs gehabt. Das hat mich sehr aufgerüttelt und auch wütend gemacht. Ich habe mitbekommen, wie sich viele aus dem Umfeld während seiner Erkrankung zurückgezogen haben und der Freundeskreis immer kleiner wurde. Dann kam der Tod hinzu und dieses Versteckspiel. Es liegt doch irgendwas im Argen, wenn sich eine Familie nicht zu sagen traut: Unser Sohn ist an Aids verstorben.“

Kurze Zeit später sei der erste Kontakt zur Aidshilfe entstanden. „Ich habe im Krankenhaus Aidskranke gepflegt und gewaschen. Sie begleitet, weil ihre Familien und Freunde sie verlassen hatten und wegen der Infektion nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollten. Da ging es oft auch nur um ganz kleine Dinge, wie eine Berührung oder ein Gespräch, damit sie sich nicht mehr so ausgestoßen fühlten“, so Scho-Antwerpes weiter. Bis 2022 saß das heutige Ehrenmitglied im Vorstand des Vereins und setzt sich auch heute noch für den Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV ein.

Gerhard Malcherek ist seit über 40 Jahren positiv. Er war damals schockiert, als er es eher zufällig erfahren hatte. „Ein neuer Arzt teilte mir ohne Vorwarnung mit, dass ich positiv bin – das war 1985/1986. Danach habe ich nur in 30-Tage-Rhythmen gedacht. Ich habe meine Versicherungen gekündigt und mir die Welt angesehen, da ich jeden Moment damit rechnete zu sterben – wie so viele andere auch, die ich kannte. Doch ich sitze immer noch hier, und darüber bin ich sehr froh.“

Am 26. November 1985 entschlossen sich die fünf Männer Rainer Jarchow, Dr. Thomas Bliesener, Jean-Claude Letist, Uwe Schmidt und Günther Brenner, den Verein in Köln zu gründen. Auch mit dabei war damals Georg Roth. Er erinnert sich noch sehr gut an die Anfangszeit: „Uns hilft keiner, da haben wir uns gesagt, wir müssen uns selber kümmern. Wir Schwule müssen uns kümmern. Dann haben wir uns privat getroffen, Projekte überlegt, wenn Freunde aus den USA aus dem Urlaub zurückkamen, berichteten sie, wie die Situation dort ist, das haben wir einfliessen lassen, zum Beispiel in eine Buddyprojekt. Und im November 1985 haben wir dann im damaligen Schwulen-Lesbenzentrum, dem Schulz, die AIdshilfe Köln gegründet.“

Während im ersten Talk über Vergangenes gesprochen wurde, richtete sich im zweiten Talk der Blick in die Zukunft: Welche Herausforderungen warten auf den Verein? Wie gelingt eine gesicherte Finanzierung der Arbeit, und was kommt inhaltlich auf die Prävention und Angebote im Kontext sexueller Gesundheit zu?

„Die Herausforderungen in der Arbeit für Menschen mit HIV, in der Prävention und Selbsthilfe wachsen. Der Zugang zum Gesundheitssystem und die Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen und mit multiplen Erkrankungsbildern weisen Hürden auf. Angebote im Kontext von Konsum und Rausch – auch in Verbindung mit Sexualität – werden immer wichtiger“, so Torben Beimann, Leitung Frauen- und Familienzentrum sowie Beratung der Aidshilfe Köln.

Deswegen stellte Vorstand Prof. Dr. Jürgen Rockstroh noch einmal klar: „Die Aidshilfe Köln bleibt ein unverzichtbarer Bestandteil in der Kölner Gesundheitsversorgung. Wir setzen uns für eine aktive Minderheitenpolitik, selbstbestimmte Sexualität und die Gestaltung einer vielfältigen und demokratischen Stadtgesellschaft ein.“

Nach dem gut 90-minütigen Talk hieß es dann: vernetzen, austauschen, Anekdoten teilen und auch erinnern – an alte Wegbegleiter:innen, die nicht mehr unter uns sind. Denn auch das gehört zur Aidshilfe Köln: die Menschen nicht vergessen, die vor allem in der Anfangszeit, aber auch noch heute an den Folgen der HIV-Infektion gestorben sind. Die Aidshilfe bedankt sich bei allen Gästen – und vor allem beim Wasserturm Hotel Köln, das die Veranstaltung durch seine Unterstützung erst möglich gemacht hat.

Fotos: Feuerflam.me 

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Erik Sauer
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