Liebe Leser:innen,

als gäbe es nicht schon genug Auswahl im Reigen der sexuell übertragbaren Infektionen, sind wir nun seit einigen Wochen mit MPXV konfrontiert, oder wie es sich im allgemeinen Sprachgebrauch festgesetzt hat: mit den sogenannten Affenpocken. Braucht(e) kein Mensch! Im Kontext dieser Viruserkrankung wird aber wieder einmal deutlich, wie dünn die Bretter sind, auf denen wir stehen, wenn es darum geht, gewonnene Erkenntnisse aus fast 40 Jahren HIV und STI-Prävention anzuwenden. Es geht nicht nur um Stigmatisierung der Schlüsselgruppen im Infektionsgeschehen, sondern auch um Schuldzuweisungen und Scham innerhalb der entsprechenden Communitys selbst.

Dass rechte Kreise im Internet mittlerweile Infektionen von Kindern dazu nutzen, schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben, dafür verantwortlich zu machen oder sie schlichtweg in einer ekelhaften Vermischung von Pädophilie und Homophobie diskreditieren, soll hier in keiner weiteren Zeile ihren Platz finden. Und ist darüber hinaus noch harmlos ausgedrückt, für das, was dort in den sozialen Medien wirklich stattfindet. Es bleibt also viel zu tun. An der Stelle ist es mir wichtig, darüber zu informieren, was wir als Aidshilfe mit unseren unterschiedlichen Fachbereichen bereits auf die Beine gestellt haben:

Noch vor dem ColognePride haben wir in Absprache mit dem Gesundheitsamt sämtliche Szene-Kneipen, Cruising-Bars und Saunen mit Infomaterial versorgt. Seit Beginn des Ausbruchs sind alle aktuellen Infos rund um MPXV und auch alle Impfstellen in NRW auf unserer Homepage zu finden. Das Team des Checkpoints informiert im Rahmen seiner wöchentlichen Einsätze in der Szene und kommt mit den Gästen der Locations ins Gespräch. Die Eindrücke aus der Vor-Ort-Arbeit und auch die persönlichen Erfahrungen von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden zeigen, dass in der schwulen und queeren Community ein reger Austausch stattfindet. Oft von Sorge, Schuld und Scham geprägt, aber auch von Zurückhaltung, was das Aufsuchen von sexpositiven Räumen angeht. Viele Krankheitsverläufe sind unkompliziert, eher mild und die Heilung verläuft unproblematisch und zufriedenstellend. Dennoch gibt es Menschen, die schwere Verläufe erfahren und kaum beschreibbare Schmerzen erleiden. Allen gemeinsam ist eine Quarantänezeit, die nicht nur aufgrund der Dauer von drei Wochen an den Nerven zehrt.

Am 14. Juli fand ein Infoabend mit Prof. Dr. Jürgen Rockstroh statt, der mit 30 Gästen gut besucht war. Es folgen im August und September zwei weitere Info- und Diskussionsabende in Kooperation mit dem anyway, der Phönix Sauna und unserem Checkpoint-Team. Wir waren in einem Insta-Live- Format zum Thema MPXV des anyways zu Gast. Wer es noch nicht sehen konnte, hier geht es zur Aufzeichnung des beeindruckenden Formats.

Wir vernetzen uns in landes- und bundesweit organisierten Videokonferenzen u.a. mit Teilnahmen am Referat „Prävention, Sucht, HIV/AIDS“ des Gesundheitsministeriums Land NRW, dem Gesundheitsamt der Stadt Köln, der Aidshilfe NRW, der Deutschen Aidshilfe, der ICH WEISS WAS ICH TU-Kampagne und den Schwerpunktpraxen in Köln.

Und seit Ende Juli gibt es die wöchentliche Sprechstunde via MPX-Phone für Fragen rund um das Thema. Außerdem wurde die offene Sprechstunde der Aidshilfe Köln explizit um die Beratungsmöglichkeiten zu Monkeypox erweitert und nach außen kommuniziert. Die Kolleg:innen aus den Bereichen der Beratungsangebote sind im Thema und beraten vertraulich, kompetent und auf Wunsch anonym.

Und wir machen uns in der Kommunikation mit Politik und Verwaltung stark für die Beschaffung von mehr Impfstoff. Die Frustration in den Schlüsselgruppen des Infektionsgeschehens ist hoch, ist doch die Impfbereitschaft vorhanden, wenn nur mehr Dosen zur Verimpfung bereitstünden. Der Forderung der Deutschen Aidshilfe zur Beschaffung von 1 Million Impfdosen schließen wir uns an. Allen sexuell aktiven Menschen mit wechselnden Partner:innen muss der Zugang zum Impfstoff ermöglicht werden: schneller, ausreichend und vorbehaltslos.

Niemand hatte Lust auf eine neue STI. Jetzt ist sie da, aber wir wissen, wie es geht: Information, Empowerment und niedrigschwellige Impfangebote sind der Schlüssel zum Erfolg. Die Aidshilfe Köln wird weiterhin ihren Teil dazu beitragen, die Angebote rund um MPXV und das Impfangebot zu verbessern. Es ist nicht nur unser Job, sondern eine Aufgabe, die uns auch aufgrund der aktuellen Erlebnisse und Krankheitsverläufe vieler Patient:innen und Erinnerungen aus 40 Jahren unserer Arbeit verpflichtet!

Solidarische Grüße
Oliver Schubert

ALLGEMEIN

Mittagstisch im Café Bach startet

Das lange Warten hat (ganz bald) ein Ende! Ab dem 1. September öffnet der Mittagstisch im Café Bach der Aidshilfe Köln wieder. Vorher haben wir an zwei Soft-Opening-Tagen unsere Abläufe getestet. Aber sicherlich wird auch in den ersten Wochen noch nicht immer alles reibungslos ablaufen, deswegen bitten wir um ein wenig Geduld und Verständnis, wenn es an der ein oder anderen Stelle noch nicht ganz optimal läuft! Wir freuen uns auf  euch und euer erstes Feedback. Wir sehen uns ab dem 1. September beim Mittagstisch in der Zeit von 11:30 – 14 Uhr.

Unsere Angebote zu MPX

Du hast Fragen zu den „Affenpocken“? Du bist verunsichert? Du sitzt in Quarantäne und dir fällt die Decke auf den Kopf? Ruf uns an! Jeden Mittwoch ist der Checkpoint Köln für dich da.

Mittwochs
16:00 bis 18:00 Uhr
0221-20203-40! (Anonym vom Handy: #31# vorwählen.)

Per Mail erreichst du uns unter: checkpoint@aidshilfe-koeln.de

Alternativ kannst du deine Fragen auch in unseren offenen Sprechstunden stellen – mit und ohne Termin möglich.

Montag: 11:00 bis 13:00 Uhr
Mittwoch: 15:00 bis 17:00 Uhr
Freitag: 10:00 bis 11:30 Uhr
Kontakt über 0221 / 202030 oder über beratung@aidshilfe-koeln.de

Neue Kolleg:innen

Unser I-Dötzchen ist da. Bastian Kempkes (Mitte) hat am 1. August seine Umschulung als Kaufmann für Büromanagement gestartet. Und weil er nun auch wieder die Schulbank drücken muss, hat er erst einmal eine Schultüte von uns bekommen. Ebenfalls seit ein paar Wochen neu bei uns: Patrick Krupp (rechts), Leiter Café Bach und Torben Beimann (links), Leiter Beratung und Information sowie Leiter Frauen- und Familienzentrum. Wir wünschen eine gute Eingewöhnungszeit!

21. Juli – Drogentoten-Gedenktag

Du fehlst – 82 Menschen sind in Leverkusen und Köln in Verbindung mit dem Konsum illegalisierter Drogen verstorben. Die Aidshilfe Köln machte im Rahmen des diesjährigen Drogentoten-Gedenktages auf diese Situation mit einer Kunstinstallation aufmerksam: Vor dem Eingang zum Café Bach an der Haltestelle Heumarkt waren 82 Paar Schuhe sowie eine Infotafel platziert. Jedes Paar stand für einen Menschen, seine Geschichte, seine Familie, Freund:innen und seinen Tod. Unsere Berater:innen verteilten an Passant:innen Rosen und klärten die Menschen auf.

Foto: Erik Sauer

Geschichtswerkstatt: 40 Jahre HIV und Aids

Auf Initiative von Michael Jähme, der Aidshilfe Köln und des CSG – Centrum Schwule Geschichte Köln hat am Wochenende in der Sturmfreie Bude Köln die „Geschichtswerkstatt: 40 Jahre HIV und Aids“ stattgefunden. Es war ein hervorragender Austausch von zahlreichen Zeitzeugen. Bis 2025 soll eine umfassende Chronologie zum Thema HIV und Aids in Köln erstellt werden, damit auch für spätere Generationen das Wissen und Erlebte nicht verloren geht. Es werden also noch zahlreiche Formate folgen, in denen die Geschichte der letzten vier Jahrzehnte aufgearbeitet wird.

Foto: Erik Sauer

Run of Colours – Werdet Kölns schnellste Firma und meldet euch an!

Beim 15-km-Staffellauf könnt ihr euch mit euren Kolleg:innen aus anderen Abteilungen und Firmen messen. Setzt am 17. September ein Zeichen für mehr Akzeptanz für Menschen mit HIV. In gut vier Wochen fällt der Startschuss für den Benefizlauf zugunsten der Aidshilfe Köln. Der Lauf gehört zu den Top-10-Laufveranstaltungen in der Kölner Region und ist aus dem Sportkalender nicht mehr wegzudenken. Seit 2009 wird der Lauf unter dem Motto „Ich lauf‘ mir die Füße bunt“ durchgeführt. Die Erlöse der Veranstaltung kommen zu 100 % den Angeboten der Aidshilfe Köln zugute. Mehr unter: www.runofcolours.de

TERMINE

Infoabend Ehrenamt

Für alle Interessierten an einer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Aidshilfe Köln findet ein Infoabend statt. Hier werden die verschiedenen Einsatzgebiete vorgestellt. Bitte eine kurze Anmeldung an qz-ehrenamt@aidshilfe-koeln.de schicken.

Ort: Pipinstraße 7, 50667 Köln
Termin: 16. September 2022, 19-21 Uhr

 

med.info im Gespräch

Wirksamer, einfacher, verträglicher?

Der Vortrag beschreibt Meilensteine der Entwicklung der HIV-Medikamente von den Anfängen bis zu den aktuellen Therapien und wirft einen Blick auf kommende Innovationen. Verbesserte Wirksamkeit und einfachere Einnahme stehen im Fokus der Forschung. Doch wie sieht es mit den Nebenwirkungen und der Verträglichkeit aus? — Referent: Dr. med. Nino Ochana, Praxis am Ring, Köln

Ort: Uniklinik Köln, Josef-Stelzmann-Straße 20, Forum-Geb. 42 KVB Linie 9, Haltestelle Lindenburg
Termin: 22. September, 19 Uhr

Schwimmen im Agrippabad

Jeden Dienstag (außer an Feiertagen) treffen sich Menschen mit HIV um 18 Uhr zum gemeinsamen Schwimmen im Agrippabad. Die Badezeit beträgt ca. 2,5 Stunden. Hartmut Kleinlosen empfängt Euch im Foyer um 17:55 Uhr. Der Eigenanteil pro Schwimmer:in beträgt 1,- €. Falls vorhanden, bitte an den Schwerbehindertenausweis denken. Bei Vorlage eines Schwerbehindertenausweises mit dem Merkzeichen „B“ erhält die Begleitperson freien Eintritt ins Bad.

Anmeldung über DIVHA Köln oder über E-Mail.

Ort: Agrippabad, Kämmergasse 1, 50676 Köln
Termin: Jeden Dienstag um 18 Uhr

STETIGE ANGEBOTE

SPENDEN

Jede Spende hilft!

Jede Spende ermöglicht uns, die Angebote und Projekte der Aidshilfe Köln aufrechtzuerhalten. Für viele unserer Angebote erhalten wir Förderungen durch die öffentliche Hand. Diese reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die Arbeit zu finanzieren. Über 300.000 Euro müssen wir jährlich für unsere Projekte aus eigenen Kräften aufbringen – durch Spenden.

Spendenkonto
Aidshilfe Köln
Bank für Sozialwirtschaft
DE51 3702 0500 0007 0160 00
SWIFT-BIC: BFSWDE33XXX

Verantwortlich für den Inhalt: Erik Sauer und Benjamin Scholz
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