Rund 300 Gäste aus der Kölner Stadtgesellschaft feiern in der Volksbühne am Rudolfplatz BISS e.V
Vor 300 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Sport, Community und Politik hat die Aidshilfe Köln den Jean-Claude-Letist-Preis im Volkstheater am Rudolfplatz an die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e.V. (BISS) überreicht. Mit dem Preis bedankt sich die Aidshilfe beim Verein BISS e.V. – und hier besonders bei den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern – für die wichtige Kampagne zur Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des § 175 StGB. In den letzten Jahrzehnten gab es bereits zahlreiche erfolglose Initiativen, die sich für die Aufhebung der Urteile eingesetzt hatten. Den engagierten Ehrenamtlichen von BISS gelang es nun mit einer bundesweiten Kampagne, die Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu überzeugen. Nach 1945 bis 1969 wurden gut 50.000 schwule Männer nach dem damaligen Paragrafen 175 verurteilt. Diese Urteile sind jetzt aufgehoben worden und die wenigen noch lebenden Opfer werden entschädigt. Maßgeblich beteiligt an der Aufhebung der Urteile war auch Justizminister Heiko Maas, der die Laudatio hielt. Für das begleitende kulturelle Rahmenprogramm sorgten Georgette Dee mit Pianist Terry Tuck und die Tanzwerke Vanek Preuß. Katty Salié führte durch den Abend. Besonders ergreifend waren die Schilderungen vom 83-jährigen Horst Sommerfeld, wie er sich Ende der 70er outete. Mit dem Jean-Claude-Letist-Preis werden Menschen oder Organisationen ausgezeichnet, die sich für Themen der lesbischen, schwulen, trans*-Emanzipation oder für die HIV- und STI-Prävention und die Stärkung der Selbsthilfe in besonderer Weise engagieren.
Um 19:30 Uhr öffnete sich der Vorhang in der Volksbühne am Rudolfplatz zu den Klängen von Georgette Dee und Pianist Terry Tuck. Sie setzten somit den Startschuss für das Programm zur diesjährigen Jean-Claude-Letist-Preisverleihung. Gemeinsam mit Moderatorin Katty Salié begrüßte Prof. Dr. Jürgen Rockstroh, Vorstand Aidshilfe Köln, die anwesenden Gäste und erläuterte die Überlegungen, die zur Verleihung des Jean-Claude-Letist-Preises 2017 in diesem Rahmen geführt haben. „Als im Mai 2016 durch die Bundesregierung erstmals die Aufhebung der Urteile des früheren Paragrafen 175 im Strafgesetzbuch angekündigt wurde, reifte bei Vorstand und Geschäftsführung der Aidshilfe Köln der Gedanke, dass diese Initiative schwuler Männer durch die Verleihung des Jean-Claude-Letist-Preises ausgezeichnet werden soll,“ so Rockstroh.
Die Aidshilfe Köln hat die Preisverleihung aber auch genutzt, um auf den neuen Jean-Claude-Letist-Nothilfe-Fonds aufmerksam zu machen, über den künftig finanzielle Unterstützungen für die Kosten anwaltlichen Beistands in Zusammenhang mit Diskriminierungs-Verfahren von Lesben, Schwulen und Trans*-Personen beantragt werden können.
Auf die Gäste wartete ein rund 120-minütiges Programm, dessen Höhepunkt und Abschluss die Verleihung des Preises bildete. Bevor es jedoch soweit war, standen neben weiteren musikalischen Darbietungen von Georgette Dee und Terry Tuck noch Auszüge aus der Lesung von Irene Franken und Marcus Velke für den Kölner Frauengeschichtsverein und das Centrum Schwule Geschichte Köln an, die von den beiden Schauspielerinnen Therese Hämer und Thelma Buabeng vorgetragen wurden. Diese Schilderungen waren beklemmend. Ergreifend die Schilderungen seines Coming Outs vom 83-jährigen Horst Sommerfeld. Abgerundet wurde das Programm durch die Tanzeinlage der Tanzwerke Vanek Preuß.
Kurz vor 21:30 Uhr näherte sich die Veranstaltung der Krönung: Die Übergabe des Jean-Claude-Letist-Preises an BISS e.V.. Justizminister Heiko Maas war eigens aus Berlin angereist, um sich diese Chance nicht entgehen zu lassen. Schließlich hatte er maßgeblichen Anteil an der Aufhebung der Urteile. Seine Laudatio wurde mehrfach durch den Applaus der Anwesenden unterbrochen.
„Der Paragraf 175 war für mehr als 100 Jahre ein Schandmal unseres Rechtsstaates. Deshalb war es lange überfällig, endlich die Urteile aufzuheben, die aufgrund dieser Vorschrift ergangen sind. Dies wäre niemals gelungen, wenn sich nicht Menschen über Jahrzehnte hinweg unermüdlich für diesen Akt der Gerechtigkeit eingesetzt hätten,“ so Maas in seiner Laudatio. Nach seiner Laudatio überreichte er gemeinsam mit den Vertretern des Vorstandes der Aidshilfe Köln die Bronze an den ehrenamtlichen Vorstand von BISS e.V. Unter Standing Ovations betrat der siebenköpfige Vorstand die Bühne.
„Für uns war die Preisverleihung überraschend. Wir freuen uns, dass mit der Verleihung des Jean-Claude-Letist-Preises unser Anliegen der Rehabilitierung und Entschädigung der Strafverfolgung homosexueller Männer gewürdigt wird und verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit erhält“, so BISS-Vorstandsmitglied Georg Roth. Der aber auch nochmal klar machte, der Weg ist noch nicht zu Ende. Nach der Aufhebung, wird die BISS für die komplette Gleichstellung kämpfen. Und passenderweise streckte er den Preis, den auch in diesem Jahr wieder der Bildhauer Hannes Helmke angefertigt, Richtung Himmel.
Die Aidshilfe Köln sagt Danke
Die Aidshilfe Köln bedankt sich für die breite Unterstützung aus allen Teilen der Gesellschaft, die den Jean-Claude-Letist-Preis erst möglich gemacht haben. Insgesamt 25 unterschiedliche Organisationen, Personen, Vereine und Unternehmen hatten sich als Unterstützer_innen, Sponsoren sowie Solidaritätspartner_innen im Vorfeld gemeldet und ihre Bereitschaft signalisiert, die Aidshilfe bei der Ausrichtung ideell und materiell zu unterstützen. Darüber hinaus bedankt sich die Aidshilfe Köln bei den Künstler_innen, der Moderatorin Katty Salié, bei der Volksbühne am Rudolfplatz, bei HIVissimo, bei Barbarella Entertainment für die Programmgestaltung, bei Hannes Helmke, bei Matthew Morrocco und beim Blumenladen Mireille Ruch.