Syphilis (Lues)
Die Syphilis ist eine sexuell übertragbare Erkrankung die durch Bakterien (Treponema pallidum) verursacht wird. Sie verläuft üblicherweise in drei Stadien, in welchen unterschiedliche Symptome auftreten können, aber nicht müssen. Die Phasen zwischen den Stadien verlaufen in der Regel ohne Krankheitszeichen.
Unbehandelt kann sie nach Jahren oder Jahrzehnten zu schweren, lebensbedrohlichen Spätfolgen führen.
Innerhalb der letzten 5 Jahre hat sich in Deutschland die jährliche Zahl der neu festgestellten Syphilisfälle mehr als verdoppelt und liegt gegenwärtig bei mehr als 7.000 Neudiagnosen pro Jahr. Etwa 94% der Menschen, bei denen eine Syphilis festgestellt wurde, sind Männer. Besonders betroffen sind hier Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben: 5 von 6 Männern gaben an, sich bei gleichgeschlechtlichem Sex angesteckt zu haben. In den großen Millionenstädten wie Köln liegt dieser Anteil noch höher (mehr als 9 von 10 Männern).
Typischerweise verläuft eine Syphilis in drei Phasen, wobei die unten beschriebenen Krankheitszeichen auftreten können, aber nicht müssen. Häufig verläuft die Syphilis symptomlos oder die Symptome werden nicht wahrgenommen.
Ⅰ. Stadium
Nach wenigen Tage bis Wochen kann sich am Ansteckungsort ein kleines Knötchen entwickeln, das sich rasch in ein schmerzloses Geschwür mit hartem Rand verwandelt. Dieses Geschwür (also eine kleine kraterartige Mulde oder Vertiefung in der Größe einer Geldmünze) kann überall da auftreten, wo verletzte Haut oder Schleimhaut mit den Syphilis-Bakterien in Kontakt gekommen ist, z.B. am Penis, an den Hoden, im oder am Enddarm, im oder am Mund oder an den Brustwarzen. Da das Geschwür nicht schmerzt und auch an unzugänglichen Stellen (Körperhöhlen!) sitzen kann, wird es oft übersehen. Es verschwindet nach einiger Zeit (2-6 Wochen) von selbst wieder, die Krankheit bleibt jedoch bestehen.
Ⅱ. Stadium
Einige Wochen später kann es zu unterschiedlichsten Hautausschlägen, Lymphknotenschwellungen, nässenden Genitalwarzen (ähnlich wie Feigwarzen), Haarausfall und verschiedenen andere Symptome kommen. Auch diese Krankheitszeichen können unauffällig sein und kommen und gehen. Da sich die Erkrankung nun über Blut und Lymphe im gesamten Körper ausbreitet, fühlen sich Manche „irgendwie krank“ zum Beispiel mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen oder Fieber und nächtlichem Schwitzen.
Nach etwa zwei Jahren klingen die Symptome und Hautveränderungen ab und die Syphilis geht in eine Phase ohne äußere Krankheitszeichen über.
Ⅲ. Stadium
Nach vielen Jahren können an allen Organen des Körpers schwere Schäden auftreten. Manchmal kommt es zu Hautveränderungen. Diese zeigen sich in gummiartig verhärteten Knoten und der Entwicklung tiefer Geschwüre mit Gewebezerfall. Auch schwere Hirn- und Herzschäden können eine Folge sein. Bei einem Teil der Syphilis-Erkrankten kommt es zu einer Neurosyphilis, die zu Taub- und Blindheit, geistigem Verfall oder Lähmungen führen kann.
Bei fast allen Sexpraktiken besteht ein Ansteckungsrisiko: Beim Anal- oder Vaginalverkehr, beim Oralsex oder Rimming, bei der gegenseitigen Befriedigung mit der Hand und selbst bei intensivem Küssen.
Für die Ansteckung reichen schon wenige Bakterien aus die beim Sex in die Schleimhaut (z.B. von Eichel, Vorhaut, Schamlippen, Enddarm, Mund und Rachen) oder mikroskopisch kleine Verletzungen der Haut eingerieben werden.
Am ansteckendsten ist das Geschwür, das unmittelbar nach der Infektion auftritt (der so genannte Primäraffekt), aber auch alle anderen nässenden Haut- oder Schleimhautveränderungen, die es bei der Erkrankung gibt. Eine Übertragung ist auch durch Blutkontakte oder den Kontakt mit infizierten Körpersekreten möglich.
Die Syphilis ist sehr ansteckend. Statistisch führt jeder dritte Sexkontakt mit einer erkrankten Person zu einer Übertragung.
Kondome senken das Risiko einer Ansteckung beim Vaginal- und Analverkehr um etwa 60 %, können es aber aufgrund der vielfältigen anderen Übertragungswege nicht zuverlässig verhindern. Für jede:n Partner:in ein neues Kondom verwenden!
Die Krankheitszeichen einer Syphilis werden häufig übersehen oder fehlgedeutet (selbst durch Ärzt:innen). Erschwerend kommt hinzu, dass die Erkrankung immer wieder von längeren Phasen ohne Symptome unterbrochen wird. Daher sind regelmäßige Tests auf Syphilis für Menschen mit wechselnden Sexpartnern der beste „Schutz“.
In den meisten Fällen wird eine Syphilis über einen Bluttest festgestellt. Dabei weist man unter anderem bestimmte Abwehrstoffe („Antikörper“) nach. Diese Antikörper werden von der körpereigenen Abwehr als Reaktion auf die Syphilis-Bakterien gebildet.
Jede Syphilis muss behandelt werden! Eine Behandlung ist in jedem Stadium möglich, die Bakterien können dabei komplett wieder aus dem Körper entfernt werden. Allerdings können die Organschäden des letzten Stadiums nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Eine Syphilis wird mit Penicillin-Spritzen behandelt, die Dauer der Behandlung ist vom Krankheitsstadium abhängig in dem die Syphilis entdeckt wurde. Für Menschen mit einer Penicillin-Allergie gibt es Alternativen.
Der Behandlungserfolg muss mehrfach kontrolliert werden.
Auf Sex muss man bis zum Abschluss der Behandlung verzichten. Es ist wichtig, alle Sexualpartner und Sexualpartnerinnen der letzten 2 Monate zu informieren, damit sie sich untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen.
Bei festen Partnern oder Partnerinnen sollten diese unbedingt gründlich auf Symptome einer Syphilis untersucht, getestet und gegebenenfalls behandelt werden. Ansonsten können die Erreger immer wieder hin- und herwechseln und zum Wideraufflammen der Erkrankung führen (so genannte „Ping-Pong-Infektionen“).
Eine Syphilis erhöht für HIV-Negative die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV anzustecken. Dieser Zusammenhang ist – verglichen mit anderen STIs – bei der Syphilis besonders hoch, da die Geschwüre die Schleimhäute für HIV durchlässiger machen.
Haben sich unbehandelte HIV-Positive mit Syphilis angesteckt, reichert sich HIV in den Geschwüren der Schleimhäute an und kann dann leichter übertragen werden. Zudem kann sich die HIV-Konzentration im Blut, Sperma, Vaginalsekret, und dem Flüssigkeitsfilm der Darmschleimhaut deutlich erhöhen.
Bei Menschen mit HIV verläuft die Syphilis häufig schneller und schwerer. Einzelne Stadien werden übersprungen oder treten nebeneinander auf. Bei HIV-Positiven kann es deutlich öfter zu einer Neurosyphilis kommen.
In unserem Checkpoint bieten wir dir Tests auf diverse STI an. Ohne Termin und anonym.
Labor- und Schnelltest in unserem Checkpoint
Wir bieten einen Syphilis-Schnelltest und einen Labortest an. Der Syphilis-Labortest wird nur bei Personen durchgeführt, die schon einmal eine Syphilis hatten: Bei ihnen würde der Schnelltest immer anschlagen und so in der überwiegenden Mehrzahl ein falsches Ergebnis liefern. Von der Verlässlichkeit und der Genauigkeit des Ergebnisses unterscheiden sich die beiden Verfahren bei fachgerechter Durchführung jedoch nicht.
Der Syphilis-Schnelltest ist ein Antikörper-Suchtest. Das heißt dieser Test sucht nach bestimmten Abwehrstoffen (Antikörper) im Blut, die die körpereigene Abwehr als Reaktion auf den Kontakt mit den Syphilis-Bakterien gebildet hat. Findet der Test Antikörper („reaktives Ergebnis“) schicken wir die Probe für weiterführende Untersuchungen in unser Labor. Anhand dieser Laborergebnisse können wir erkennen, ob es sich um eine akute und deshalb zu behandelnde Syphilis handelt. Diese zweite Laborkontrolle ist notwendig, weil eine Syphilis in seltenen Fällen von alleine ausheilen kann. Manchmal wird eine Syphilis auch durch Antibiotika, die aufgrund einer anderen Erkrankung verschrieben wurden, unentdeckt „mitbehandelt“. In beiden Fällen verbleiben Antikörper im Blut, auf die der Syphilis-Schnelltest dann reagiert.
- Schwule Männer und Männer, die Sex mit Männern haben (MSM)
84% (deutschlandweit) bis 94% (deutsche Millionenstädte) der jährlich festgestellten Syphilisinfektionen betreffen MSM. - HIV-positive Männer, die Sex mit Männern haben, sind aktuellen Untersuchungen zufolge sehr viel häufiger von einer Syphilis betroffen. In aktuellen Befragungen gaben HIV-positive MSM etwa 10-mal häufiger an, dass bei ihnen in den letzten 12 Monaten eine Syphilis festgestellt wurde.
- Sexarbeiter:innen
Ein Syphilis-Test kann zehn Wochen nach einer möglichen Ansteckung ein aussagekräftiges Ergebnis liefern.
Für den Syphilis-Schnelltest und den Syphilis-Labortest nehmen wir Blut aus der Armbeuge ab. Dies ist notwendig, weil der Test zur Erhöhung der Sicherheit mit Serum durchgeführt und das Blut hierfür zentrifugiert wird (Trennung der Blutbestandteile).
Wenn Du einen HIV- und einen Syphilis-Test machen willst, wird selbstverständlich nur einmal Blut abgenommen.
Wenn der Syphilis-Schnelltest reagiert, bieten wir kostenlos weitere umfassende Blutuntersuchungen an, die ein Kölner Labor für uns übernimmt. Hierfür wird keine neue Blutprobe benötigt. Die Ergebnisse dieser Laboruntersuchung werden in der folgenden Woche (Mittwoch) persönlich oder per Email mitgeteilt.
Wenn eine Syphilis nachgewiesen wurde, solltest du dich möglichst schnell in ärztliche Behandlung begeben. Geeignete Ansprechpartner sind beispielsweise Hautärzt:innen, die immer auch auf das Fachgebiet der Venerologie („Geschlechtskrankheiten“) spezialisiert sind. Auch viele Ärzt:innen des Fachgebietes Infektiologie, wie z.B. viele HIV-Schwerpunktärzte oder -ärztinnen kennen sich mit der Behandlung einer Syphilis gut aus.
Die Behandlung erfolgt mit Penicillin, das meist als Spritze verabreicht wird. Die Dauer der Behandlung ist vom Krankheitsstadium abhängig in dem die Syphilis entdeckt wurde. Für Menschen mit einer Penicillin-Allergie gibt es Alternativen.
Der Behandlungserfolg sollte langfristig kontrolliert werden, am besten fragst du deinen Arzt/deine Ärztin danach.
Auf Sex muss man bis zum Abschluss der Behandlung verzichten.
Es ist wichtig, dass du alle Sexualpartner:innen der letzten 2 Monate informierst, damit sie sich untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen können.
Bei festen Partner:innen sollten diese unbedingt gründlich auf Symptome einer Syphilis untersucht, getestet und gegebenenfalls behandelt werden. Ansonsten können die Erreger immer wieder hin- und herwechseln und zum Wideraufflammen der Erkrankung führen (so genannte „Ping-Pong-Infektionen“).