Schutzmaßnahmen HIV

In Deutschland wird HIV überwiegend beim Sex (ca. 90% der jährlichen Neuinfektionen) und bei intravenösem Drogengebrauch übertragen. Entgegen der weit verbreiteten Annahme kann es bei medizinischen Eingriffen und Behandlungen, bei Erste-Hilfe-Maßnahmen oder engen Sozialkontakten nicht zu einer Ansteckung kommen, solange die üblichen Hygienemaßnahmen beachtet werden. (Siehe auch Wie kann HIV nicht übertragen werden).

Vor einer sexuellen Übertragung kann man sich durch Safer Sex, beim Drogengebrauch durch Safer Use schützen.

Der Begriff „Safer Sex“ (= Sichererer Sex) berücksichtigt, dass es – wie nirgendwo im Alltagsleben – eine 100%-ige Sicherheit gibt. Auch beim geschützten Sex kann es zu Missgeschicken kommen, so kann beispielsweise ein Kondom auch einmal reißen. Die Restrisiken beim Safer Sex sind allerdings so gering, dass sie im Alltag vernachlässigt werden können.

Schutz beim Sex: Safer Sex 3.0

Unter Safer Sex versteht man alle Methoden und Maßnahmen, die eine Übertragung von HIV beim Sex wirkungsvoll verhindern können. Neben dem „Klassiker“ Kondom gibt es heute zwei weitere Safer Sex-Methoden zum Schutz vor HIV, nämlich die PrEP und Schutz durch Therapie.

Jede Methode schützt für sich genommen zuverlässig vor HIV. Man kann die Methoden aber auch kombinieren, zum Beispiel zur PrEP oder zu Schutz durch Therapie auch Kondome verwenden, um etwa das Risiko einer Übertragung von STI („Geschlechtskrankheiten“) zu senken.

Welche Methode zum Schutz vor HIV beim Sex am besten funktioniert, ist individuell verschieden und von der jeweiligen Lebenssituation abhängig. Man muss sich auch nicht ein für alle Mal festlegen, sondern kann die Methode(n) je nach Situation und Lebensphase wählen.

Sofortmaßnahmen nach einem HIV-Risiko

Auch beim Safer Sex kann mal etwas schieflaufen: Kondome können zum Beispiel reißen oder abrutschen. Manchmal werden sie im Rausch der Gefühle auch einfach vergessen oder die schützenden Medikamente werden zu spät oder unregelmäßig eingenommen.

Generell ist das HIV-Übertragungsrisiko durch Spermaaufnahme gering, wenn im Mund-/Rachenraum keine großflächigen Verletzungen oder Entzündungen vorhanden sind. Sperma sofort ausspucken und mit beliebiger Flüssigkeit vier- bis fünfmal kurz nachspülen. Auf keinen Fall unmittelbar nach dem Spermakontakt die Zähne putzen: Eventuell vorhandene Viren werden so nur in das Zahnfleisch eingerieben.

Der eindringende (aktive) Partner beim Anal- oder Vaginalverkehr sollte versuchen zu urinieren, um Reste von Schleimhautsekreten auszuspülen. Zudem sollte der Penis sacht unter fließendem Wasser mit Seife abgebraust werden, dazu Vorhaut zurückziehen und Eichel sowie Innenseite der Vorhaut vorsichtig (ohne dabei Druck auf die Schleimhaut auszuüben) reinigen. Anschließend vorsichtig trockentupfen, nicht -rubbeln.

Für den aufnehmenden (passiven) Partner bzw. die Partnerin ist eine Scheiden- oder Darmspülung nicht zu empfehlen. Es gibt derzeit keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, ob Spülungen das Infektionsrisiko senken oder sogar erhöhen. Auf jeden Fall steigt durch das Einführen von Spülgerätschaften das Risiko für kleinere Verletzungen, die möglicherweise für HIV zusätzliche Eintrittspforten bilden.

Wenn Samenflüssigkeit ins Auge gelangt (geringes Risiko): mit Wasser ausspülen

Achtung: Diese Sofortmaßnahmen reduzieren das Risiko nur in geringem Ausmaß. Sie können weder die Anwendung von Safer Sex noch – im Falle eines Falles – die PEP ersetzen!

Medikamentöse Notfall-Maßnahme PEP

Wenn es dadurch zu einem HIV-Risiko kommt, kann man eine so genannte PEP (Post-Expositions-Prophylaxe, also etwa „Nach-Risiko-Schutz“) durchführen. Hierzu nimmt man vorsorglich HIV-Medikamente ein und hat so eine hohe Chance, eine HIV-Infektion noch einmal zu verhindern. Wird mit einer PEP innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Risiko begonnen, hat sie die höchsten Aussichten auf Erfolg. Alle Details zur PEP gibt es hier