Der Jean-Claude-Letist-Preis
Ein besonderer Preis für besondere Menschen
Der Jean-Claude-Letist-Preis ist ein politischer Preis, den die Aidshilfe Köln in unregelmäßigen Abständen an Menschen verleiht. Der ideelle Preis soll stets an Personen verliehen werden, deren Wirken sich an den Idealen von Jean-Claude Letist orientieren. Jean-Claudes Motivation entsprang stets der Vorstellung, dass Lesben und Schwule sich für ihre eigenen Interessen einsetzen und diese durchsetzen müssen, wie er das auch von Menschen mit HIV und Aids und deren jeweiligen Interessenvertretungen erwartet hat. Die komplette Gleichstellung von lesbischen, schwulen und trans* Menschen waren für ihn immer das erklärte Ziel.
„Die Aidshilfe Köln wird nicht automatisch in jedem Jahr den Jean-Claude-Letist-Preis verleihen. Mit dem Preis werden Menschen oder Organisationen ausgezeichnet, die sich für Themen der lesbischen, schwulen, trans* Emanzipation oder für die HIV- und STI-Prävention und die Stärkung der Selbsthilfe einsetzen“, erläutert Bernt Ide für den Vorstand der Aidshilfe Köln.
Standing Ovations für BISS e.V.
Vor 300 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Sport, Community und Politik hat die Aidshilfe Köln den Jean-Claude-Letist-Preis im Volkstheater am Rudolfplatz an die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e.V. (BISS) überreicht. Mit dem Preis bedankt sich die Aidshilfe beim Verein BISS e.V. – und hier besonders bei den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern – für die wichtige Kampagne zur Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des § 175 StGB. In den letzten Jahrzehnten gab es bereits zahlreiche erfolglose Initiativen, die sich für die Aufhebung der Urteile eingesetzt hatten. Den engagierten Ehrenamtlichen von BISS gelang es nun mit einer bundesweiten Kampagne, die Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu überzeugen. Nach 1945 bis 1969 wurden gut 50.000 schwule Männer nach dem damaligen Paragrafen 175 verurteilt. Diese Urteile sind jetzt aufgehoben worden und die wenigen noch lebenden Opfer werden entschädigt. Maßgeblich beteiligt an der Aufhebung der Urteile war auch Justizminister Heiko Maas, der die Laudatio hielt. Für das begleitende kulturelle Rahmenprogramm sorgten Georgette Dee mit Pianist Terry Tuck und die Tanzwerke Vanek Preuß. Katty Salié führte durch den Abend. Besonders ergreifend waren die Schilderungen vom 83-jährigen Horst Sommerfeld, wie er sich Ende der 70er outete.
Künstlerischer Rahmen
Georgette Dee und Pianist Terry Tuck
Um 19:30 Uhr öffnete sich der Vorhang in der Volksbühne am Rudolfplatz zu den Klängen von Georgette Dee und Pianist Terry Tuck. Sie setzten somit den Startschuss für das Programm zur diesjährigen Jean-Claude-Letist-Preisverleihung. Gemeinsam mit Moderatorin Katty Salié begrüßte Prof. Dr. Jürgen Rockstroh, Vorstand Aidshilfe Köln, die anwesenden Gäste und erläuterte die Überlegungen, die zur Verleihung des Jean-Claude-Letist-Preises 2017 in diesem Rahmen geführt haben. „Als im Mai 2016 durch die Bundesregierung erstmals die Aufhebung der Urteile des früheren Paragrafen 175 im Strafgesetzbuch angekündigt wurde, reifte bei Vorstand und Geschäftsführung der Aidshilfe Köln der Gedanke, dass diese Initiative schwuler Männer durch die Verleihung des Jean-Claude-Letist-Preises ausgezeichnet werden soll.“ so Rockstroh.
Die Aidshilfe Köln hat die Preisverleihung aber auch genutzt, um auf den neuen Jean-Claude-Letist-Nothilfe-Fonds aufmerksam zu machen, über den künftig finanzielle Unterstützungen für die Kosten anwaltlichen Beistands in Zusammenhang mit Diskriminierungs-Verfahren von Lesben, Schwulen und Trans*-Personen beantragt werden können.
50.000 Männer verurteilt
Auf die Gäste wartete ein rund 120-minütiges Programm, dessen Höhepunkt und Abschluss die Verleihung des Preises bildete. Bevor es jedoch soweit war, standen neben weiteren musikalischen Darbietungen von Georgette Dee und Terry Tuck noch Auszüge aus der Lesung von Irene Franken und Marcus Velke für den Kölner Frauengeschichtsverein und das Centrum Schwule Geschichte Köln an, die von den beiden Schauspielerinnen Therese Hämer und Thelma Buabeng vorgetragen wurden. Diese Schilderungen waren beklemmend. Ergreifend die Schilderungen seines Coming Outs vom 83-jährigen Horst Sommerfeld. Abgerundet wurde das Programm durch die Tanzeinlage der Tanzwerke Vanek Preuß.
Laudator Heiko Maas
Kurz vor 21:30 Uhr näherte sich die Veranstaltung der Krönung: Die Übergabe des Jean-Claude-Letist-Preises an BISS e.V.. Justizminister Heiko Maas war eigens aus Berlin angereist, um sich diese Chance nicht entgehen zu lassen. Schließlich hatte er maßgeblichen Anteil an der Aufhebung der Urteile. Seine Laudatio wurde mehrfach durch den Applaus der Anwesenden unterbrochen.
„Der Paragraf 175 war für mehr als 100 Jahre ein Schandmal unseres Rechtsstaates. Deshalb war es lange überfällig, endlich die Urteile aufzuheben, die aufgrund dieser Vorschrift ergangen sind. Dies wäre niemals gelungen, wenn sich nicht Menschen über Jahrzehnte hinweg unermüdlich für diesen Akt der Gerechtigkeit eingesetzt hätten,“ so Maas in seiner Laudatio. Nach seiner Laudatio überreichte er gemeinsam mit den Vertretern des Vorstandes der Aidshilfe Köln die Bronze an den ehrenamtlichen Vorstand von BISS e.V. Unter Standing Ovations betrat der siebenköpfige Vorstand die Bühne.
Georg Roth, Vorstand BISS e.V
„Für uns war die Preisverleihung überraschend. Wir freuen uns, dass mit der Verleihung des Jean-Claude-Letist-Preises unser Anliegen der Rehabilitierung und Entschädigung der Strafverfolgung homosexueller Männer gewürdigt wird und verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit erhält“, so BISS-Vorstandsmitglied Georg Roth. Der aber auch nochmal klar machte, der Weg ist noch nicht zu Ende. Nach der Aufhebung, wird die BISS für die komplette Gleichstellung kämpfen. Und passenderweise streckte er den Preis, den auch in diesem Jahr wieder der Bildhauer Hannes Helmke angefertigt, Richtung Himmel.