„Die Diagnose macht erstmal einsam. Ich habe über sechs Jahre gebraucht, bis ich es akzeptiert habe. Vorher wollte ich nicht alles vom Virus so genau wissen.“
Gerhard, 67 Jahre aus Köln
Ehemaliger Artdirector einer großen Werbeagentur, seit 33 Jahren HIV-positiv.
Interview
Hast du viel Diskriminierung nach deiner Diagnose erfahren?
Gerhard: In meinem Job habe ich so gut wie nie negative Erfahrungen gemacht und im privaten Bereich war es genauso. Ich hatte Freunde. Gut, ob die hinter meinen Rücken getuschelt oder gelästert haben, das weiß ich nicht. Ich hatte es nie, dass ich offen diskriminiert worden bin, mit Beschimpfung oder so.
Macht eine HIV-Diagnose einsam? Was hat dich in der Zeit nach der Diagnose am meisten beschäftigt?
Gerhard: Ja. Also sie macht einsam, indem man sich erstmal mit dem ganzen Thema auseinandersetzen muss. Und wenn man es erfährt, will man bzw. wollte ich zur damaligen Zeit nicht alles wissen. Mich interessierte also nicht meine Virenlast oder so. Über sechs Jahre hat es gedauert, bis ich es dann auch akzeptiert und zu mir gesagt habe: So ist es.
Was hat dich in der Zeit nach der Diagnose am meisten beschäftigt?
Gerhard: Damals als ich das Ergebnis bekomme habe, war es fast wie ein Todesurteil. Ich habe gesehen, wie Leute aus dem Umfeld einfach weggestorben sind, auch bei der Aidshilfe Köln. Die kamen ins Krankenhaus, dann bekamen sie schwarzen Hautkrebs und dann sind sie meistens kurz darauf gestorben. Das dauerte nur ein paar Monate. Deswegen war das Erste, was ich gesagt habe, als ich mein Ergebnis bekomme habe, ich möchte noch…Ägypten sehen, Hawaii sehen, ich möchte das sehen und ich möchte das sehen. Und mein damaliger Freud sagte, solange du es gesundheitlich schaffst, machen wir das alles. Und so habe ich alles gesehen, was ich wollte und dann kamen die Medikamente, die mir halfen. Und heute ist es mit den neuen Medikamenten eine ganz andere Zeit.