(Köln, den 30. November 2021) In Köln haben 2020 110 Menschen ein positives HIV-Testergebnis erhalten. Damit liegt die Zahl niedriger als 2019 (125 Neu-Diagnosen). Im Beratungs- und Testzentrum Checkpoint der Aidshilfe Köln wurde 13 Menschen eine positive Diagnose gestellt.

Deutschlandweit sieht die Situation wie folgt aus: Insgesamt haben Ende 2020 91.400 Menschen in Deutschland mit HIV gelebt, 9.600 wissen allerdings nichts, dass sie HIV haben. 2020 haben 2.600 Menschen eine HIV-Neu-Diagnose erhalten, davon 630 in NRW. Die Zahl sagt allerdings nichts über den Zeitpunkt der Infektion aus. Diese kann schon Jahre zurückliegen. Deswegen ist es wichtig, dass Menschen mit HIV schnell in Therapie kommen, um weitere Ansteckungen zu verhindern und die Auswirkungen der Infektion zu minimieren. Denn Menschen mit HIV in Therapie sind unter der Nachweisgrenze, nicht infektiös und können das Virus nicht weitergeben.

Fortschritte in der HIV-Therapie

Bis Mitte der 1990er-Jahre führte eine HIV-Infektion meist zur tödlichen Erkrankung Aids, da es keine dauerhaft wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gab. Heute stoppen gut verträgliche HIV-Medikamente die Vermehrung des Virus im Körper. Menschen mit HIV können Kinder zur Welt bringen, ohne dass es zu einer Übertragung kommt. Dementsprechend muss eine chronische HIV-Infektion die Lebensqualität nicht mehr beeinträchtigen – in keinem Lebensbereich.

Das Leben steht im Vordergrund – nicht HIV

Das Leben mit HIV sieht heute tatsächlich anders aus als viele Menschen denken: HIV steht nicht mehr im Vordergrund. Das zeigt die Kampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ anhand von Alltagsproblemen und mit einem Augenzwinkern: Nicole hat Prüfungsstress an der Universität. Rentnerin Hildegard bekommt vom Altern graue Haare. Und bei Johanna, HIV-positiv, und Simon, HIV-negativ, steht nur die Hausarbeit der glücklichen Zweisamkeit im Weg. Kampagnen-Protagonistin Hildegard, 74 Jahre alt, bringt es auf den Punkt: „Ich möchte, dass die Leute endlich begreifen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Ich lebe wegen HIV nicht schlechter als andere in meinem Alter.“

Aidshilfe Köln informiert auf der Schildergasse über sexuelle Gesundheit

Die Aidshilfe unterstützt die Gemeinschafts-Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) sowie der Deutschen Aidshilfe (DAH) und wird die Info-Materialen beim Stand auf der Schildergasse einsetzen. Auf der beliebten Einkaufsstraße ist die Aidshilfe Köln am 1. Dezember (Welt-Aids-Tag) mit einem Stand von 12 – 20 Uhr präsent, um die Kölner:innen über die aktuelle Situation von Menschen mit HIV und Aids zu informieren. So sollen auch ausgewählte Motive aus der Foto-Ausstellung aus dem Jahr 2019 gezeigt werden, die genau das gleiche Ziel hatten wie die aktuelle Kampagne. Denn zahlreiche Vorurteile gibt es trotz großer Aufklärungskampagnen seit über 30 Jahren.

Fast alle erleben Diskriminierung

Im Jahr 2020 gaben bei einer Online-Befragung der Studie „positive stimmen“ 90 Prozent der Befragten an, sie würden gut mit ihrer HIV-Infektion leben. Drei Viertel fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt. 95 Prozent berichteten jedoch von mindestens einer diskriminierenden Erfahrung in den letzten zwölf Monaten aufgrund von HIV. 52 Prozent gaben an, durch Vorurteile bezüglich der HIV-Infektion in ihrem Leben beeinträchtigt zu sein.

Test- und Beratungsangebote nutzen

Menschen, die einen Risikokontakt hatten, sollten möglichst zeitnah einen Test machen, um bei einer Infektion schnell mit der Therapie beginnen zu können. Aktuell kann man aufgrund der Corona-Pandemie beim Gesundheitsamt der Stadt Köln Tests nur unter bestimmten Umständen und nach telefonischer Beratung oder Videoberatung machen. Im Checkpoint der Aidshilfe können sich Kölner:innen zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen anonym beraten und testen lassen. Dort kann man Termine montags bis freitags von 18:30 – 21:30 Uhr vereinbaren. Die Termine werden unter der Nummer 0221 -2020 380 telefonisch vorab vergeben. Mehr Informationen unter: www.schnell-test.de

Spenden-Sammelaktionen zum Welt-Aids-Tag

Rund um dem 1. Dezember werden im ganzen Stadtgebiet wieder zahlreiche Kölner:innen im Einsatz sein, um mit der Spendendose Geld für die Aidshilfe Köln zu sammeln. Seit dem 15. November ist es möglich, am Empfang der Aidshilfe Köln Spendendosen zu erhalten. Schüler:innen und Student:innen sind traditionell an diesem Tag oder auch im Vorfeld aktiv und engagieren sich. Wer lieber digital Spenden sammeln will, hat auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit dazu. Unter dem Claim „Ich mach meine Dose voll“ kann für den guten Zweck auf den sozialen Medien zugunsten der Aidshilfe Köln gesammelt werden.

„Die Wochen rund um den Welt-Aids-Tag sind für uns besonders wichtig, lenkt doch der 1. Dezember sowohl lokal als auch weltweit die notwendige Aufmerksamkeit auf das Leben mit HIV und die Folgen einer unbehandelten Infektion. Gemeinsam mit der Stadt Köln und unseren Kooperationspartner:innen können wir mit einem differenzierten Ausbau von Angeboten zum Thema sexuelle Gesundheit und Antidiskriminierungsarbeit Aids beenden. HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen, Information, Prävention, Beratung und Betreuung, Selbsthilfe und bürgerschaftliches Engagement, für das die Aidshilfe Köln seit über 35 Jahren steht, bleiben aber weiterhin ein unverzichtbarer Teil unserer Arbeit. Bitte unterstützen Sie unsere Projekte und Anliegen mit Ihren Spenden!,“ so Oliver Schubert, Geschäftsführer Aidshilfe Köln.

„HIV-positive Menschen dürfen weder kriminalisiert noch diskriminiert werden. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ein Klima der Akzeptanz zu schaffen – am Weltaidstag wie an allen anderen Tagen im Jahr auch. Die Aidshilfe Köln leistet mit ihrer Kompetenz und ihrem Engagement seit Jahren erfolgreich Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Dr. Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Wohnen der Stadt Köln.

Bildunterschrift: von links nach rechts: Oliver Schubert, (Geschäftsführer Aidshilfe Köln), Dr. Harald Rau (Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Wohnen der Stadt Köln), Kerstin Hoffmeister (Gesundheitsamt Stadt Köln). Dr. Johannes Nießen (Leiter Gesundheitsamt Stadt Köln), Beate Killing (stellvertretende Geschäftsführerin Aidshilfe Köln)

Foto: Erik Sauer

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Erik Sauer
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