Aidshilfe Köln spricht sich gegen Diskriminierung von schwulen Männern und Menschen aus Afrika aus!

(Köln, den 25. Mai 2022) Immer mehr europäische Länder melden Affenpocken-Fälle. Das RKI ruft zu Wachsamkeit auf, Expert:innen warnen allerdings vor Panikmache. Die Erkrankung verläuft in der Regel milde. Bei Symptomen sollte aber unbedingt ein Arzt konsultiert werden.

Das Robert Koch-Institut hat schwule und bisexuelle Männer daher zu besonderer Wachsamkeit aufgerufen. Bei „ungewöhnlichen Hautveränderungen“ sollten sie sich unverzüglich medizinisch untersuchen lassen. Die Affenpocken sind eine Viruserkrankung, die auch beim Menschen auftreten kann, bisher in Europa aber kaum vorkam. In Nigeria kommt es seit 2017 vermehrt zu Fällen von Affenpocken beim Menschen. Eine mögliche Erklärung dafür könnte der nachlassende Pockenimpfschutz der Bevölkerung sein.

Dazu stellt Prof. Dr. Jürgen Rockstroh aus dem Vorstand der Aidshilfe Köln fest: „Aufgrund der weltweit steigenden Fallzahlen ist auch mit weiteren Fällen in Deutschland zu rechnen. Bei entsprechenden Symptomen sollten Ärzt:innen aufgesucht werden, es gibt aber keinen Grund zur Panik, da oft milde Verläufe vorliegen. Der Stigmatisierung von schwulen Männern und Menschen aus Afrika müssen wir entgegentreten. Information und Aufklärung sollten im Vordergrund stehen. Panik und erneute Überlegungen zu Schließungen von Schutzräumen der Community (wie z. B. Saunen) seien derzeit unangebracht.“

Nachdem die ersten Fälle von Affenpocken in Großbritannien aufgetreten sind, ist jetzt auch in Deutschland ein erster Fall gemeldet worden. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München hat das Affenpockenvirus am Donnerstag zweifelsfrei bei einem Patienten nachgewiesen, berichtete der Sanitätsdienst der Bundeswehr. Bereits seit Anfang Mai sind Fälle neben Großbritannien, zuletzt auch in Spanien, Portugal, den USA und Kanada aufgetreten. Viele der Fälle betrafen Männer, die Sex mit Männern hatten.

Meist milder Verlauf

Typische Symptome der Affenpocken sind Fieber-, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Ausschlag beziehungsweise bläschenartige Hautveränderungen, ähnlich wie bei Windpocken. Sie treten zum Beispiel im Gesicht, aber auch im Genitalbereich auf. Die Infektion heilt normalerweise von alleine aus. Schwere Verläufe kommen sehr selten vor. Seit Januar dieses Jahres ist für diesen Fall das Medikament Tecovirimat zugelassen, das aber laut Robert Koch-Institut noch nicht breit verfügbar ist. Unklar ist noch, wieweit Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem – zum Beispiel durch eine lange unbehandelte HIV-Infektion – ein höheres Risiko für schwere Verläufe haben könnten.

Übertragung auch beim Sex möglich

Der Erreger der Affenpocken ist relativ schwer übertragbar. „Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen“, teilt das Robert Koch-Institut in seinem Epidemiologischen Bulletin mit. Eine Übertragung ist dabei schon durch Tröpfcheninfektion über Atemwegssekrete möglich, die Affenpocken sind also keine sexuell übertragene Infektion im engeren Sinne. In England kam es zum Beispiel auch zu einer Infektion im familiären Zusammenleben. Expert:innen sehen aber keinen Anlass zu großer Sorge.

Nicht mit Aids vergleichbar

Ein Virus aus Afrika, das insbesondere schwule Männer betrifft – viele Menschen fühlten sich in den letzten Tagen an die Anfänge der HIV/Aids-Epidemie erinnert. Doch der Vergleich ist zum Glück nichtzutreffend: Die Ursache von Aids war damals rätselhaft, Übertragungswege waren unklar. Die Erkrankung führte bei vielen Menschen zum Tod. Die Affenpocken hingegen sind schon lange bekannt und verlaufen meist milde.

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Erik Sauer
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