Es ist Freitagabend kurz vor neun. Christoph, Sebastian und Michael treffen sich im Bermuda-Dreieck. Sie haben heute wieder eine Tour durch die Kölner Szene-Kneipen vor sich. Christoph, Sebastian und Michael gehören zum Vor-Ort-Präventionsteam des Checkpoints der Aidshilfe Köln. Bis zu zwölf verschiedene Locations wollen sie heute besuchen und mit den Gästen in Kontakt kommen.

Die Vor-Ort-Arbeit bezeichnet die praktische Tätigkeit direkt am Ort des Geschehens. Sie wurde von den Aidshilfen der ersten Stunde für die personalkommunikative Arbeit in der Schwulen-Szene adaptiert. Die Aidshilfe Köln ist somit seit über 30 Jahren jede Woche in der Szene präsent.

Durchschnittlich trifft die Szene das Vor-Ort-Team dreimal pro Woche in Bars, Kneipen, Saunen und Clubs an, meistens von neun Uhr abends bis halb zwei morgens. Anders sieht das natürlich am CSD- Wochenende und am Welt-Aids-Tag aus. Da sind die Jungs eigentlich rund um die Uhr unterwegs und verteilen Give-aways, führen Gespräche und sehen, ob es neue Trends und Themen gibt, denn die Szene ist ständig in Bewegung. Und das Präventionsteam muss immer einen Schritt voraus sein, um auf die sich ständig ändernden Bedingungen vorbereitet zu sein.

„Was in anderen Metropolen schon Thema ist, kann in den nächsten Wochen oder Monaten auch die Kölner Szene beschäftigen. Die Veränderungen verlaufen in der Szene meist wellenförmig“, so Christoph Klaes vom Checkpoint der Aidshilfe Köln.

Er leitet das Vor-Ort-Team. Über das Jahr verteilt kommt sein Team mit rund 120.000 Menschen in Kontakt. Deswegen ist ein offenes Auge gefragt und Vernetzung mit anderen Metropolen unheimlich wichtig. Allerdings macht dies die Arbeit auch so zeit- und kostenintensiv. Das Vor-Ort-Team kostet die Aidshilfe jährlich gut 60.000 Euro, wobei der Eigenanteil bei 34.000 Euro liegt. Neben dem hauptamtlichen Projektleiter Christoph Klaes sind noch 17 weitere ehrenamtliche Mitarbeiter über das Jahr verteilt im Einsatz.     

Der erste Stopp ist heute das Ex Corner. Die Begrüßung ist herzlich, man kennt sich. Nach einem kurzen Plausch an der Bar geht es los. Um mit den Gästen ins Gespräch zu kommen, verteilen sie meistens Kondome als Give-way, denn sie sind noch immer eines der beliebtesten Give-aways in der Szene. Auch wenn die Benutzung nicht mehr die einzige Schutzstrategie vor HIV ist, ist das Kondom für viele Menschen das Sinnbild von Schutz und dient als guter Türöffner für das Thema.

Sexuelle Gesundheit ist dabei nur ein Aspekt der Gespräche. Darüber hinaus handeln die Unterhaltungen auch oft über das Szeneleben, schwule Identität, Partnerschaft und Coming out. Wenn die Gespräche allerdings zu umfangreich werden, verweisen die Jungs an die Angebote in der Aidshilfe Köln, da kann man dann die Themen in aller Ruhe besprechen. Um für die Gäste auch gut erkennbar zu sein, sind Christoph, Michael und Sebastian immer in einheitlichem Look unterwegs.  

„Bei der Arbeit Vor-Ort ist es wichtig, aus der Masse der Szene herauszustechen, deswegen treten wir entweder nur im einheitlich gebrandeten Outfit auf oder zu besonderen Anlässen haben wir   Kostümaktionen, die besonders in großen Clubs oder Diskotheken gut ankommen“, so Christoph Klaes vom Checkpoint.  

Es ist kurz vor halb zwei und die Tour neigt sich dem Ende zu. Auch wenn die drei ganz schön kaputt sind,  ist es meistens so, dass sie noch kurz zusammen etwas trinken und den Abend Revue passieren lassen, bevor sich jeder verabschiedet. Manchmal hat der ein oder andere sogar noch Lust, sich selbst ins Nachtleben zu stürzen. Bei Christoph ist es heute aber nicht so, er ist müde und will nur noch ins Bett. Aber er kann zufrieden sein: Es war wieder ein abwechslungsreicher Abend mit zahlreichen guten und informativen Gesprächen und vielen Kontakten. So bleibt das Team immer am Puls der Zeit, denn anders geht es nicht.     

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